Prävention neu gedacht: Dr. Stephan Barth im Gespräch beim PreventurePod

Prävention neu gedacht: Dr. Stephan Barth im Gespräch beim PreventurePod

Vom Forscher zum Kommunikator

Dr. Stephan Barth arbeitete fast zwei Jahrzehnte in der Ernährungsforschung, unter anderem am Max-Rubner-Institut. Dort erkannte er, dass wissenschaftliche Erkenntnisse allein nicht reichen, um Menschen wirklich zu erreichen. Entscheidend ist, wie wir über Gesundheit sprechen.
Ein Schlüsselerlebnis prägte ihn: Eine Besucherin fragte ihn, warum sie ihre Ernährung ändern solle, um einer Krankheit vorzubeugen, die sie vielleicht nie bekommt. Für Barth war das der Moment, an dem ihm klar wurde, dass Prävention ein Kommunikationsproblem hat.

Heute widmet er sich genau dieser Schnittstelle – der Übersetzung von Forschung in verständliche, alltagstaugliche und motivierende Gesundheitskommunikation.

Salutogenese statt Angst vor Krankheit

Barth ist überzeugt, dass Prävention positiv gedacht werden muss. Das Konzept der Salutogenese – also die aktive Förderung von Gesundheit – steht für ihn im Mittelpunkt. Es gehe nicht darum, Angst vor Krankheit zu schüren, sondern Lust auf Gesundheit zu machen.
„Prävention muss Spaß machen“, sagt Barth. „Wenn sie wirkt, passiert nichts – und genau das ist das Paradoxe: Ihr Erfolg ist unsichtbar.“

Verantwortung, Motivation und die Psychologie der Prävention

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Frage, wie Menschen Eigenverantwortung für ihre Gesundheit übernehmen können. Barth beschreibt Prävention als psychologische Aufgabe: Menschen müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Gesundheit ein Wert ist, den man pflegen kann – und sollte.
Er verweist dabei auf die Diffusionstheorie nach Rogers, die erklärt, wie Innovationen sich verbreiten: Erst folgen die Mutigen, dann die Mehrheit.
Übertragen auf Prävention bedeutet das: Wir müssen zuerst diejenigen gewinnen, die offen für Neues sind – die Early Adopters. Sie sind die Vorbilder, die den Wandel in Bewegung bringen.

Warum das System Innovation braucht

Barth kritisiert, dass das aktuelle Präventionssystem in Deutschland Innovationen häufig bremst. Der Zertifizierungsprozess der Zentralen Prüfstelle Prävention sei wichtig, aber zu starr. „Bewährte Formate sind gut – aber sie dürfen nicht verhindern, dass neue Ideen entstehen.“
Er fordert eine Beidhändigkeit des Systems: Einerseits verlässliche Strukturen, andererseits Freiräume für Pilotprojekte und neue Formate. Nur so könne Prävention gesellschaftlich relevant werden.

Gesundheitsheldinnen.de – eine neue Bewegung

Am Ende des Gesprächs spricht Dr. Barth über sein neues Projekt Gesundheitsheldinnen.de. Die Plattform will die vielen ehrenamtlichen Vereine sichtbar machen, die tagtäglich Gesundheitsarbeit leisten – oft unbemerkt und unbezahlt.
Mit über 60.000 Vereinen und Millionen Ehrenamtlichen bildet dieser „dritte Gesundheitsmarkt“ eine enorme Ressource. Ziel der Plattform ist es, diese Initiativen zu vernetzen, zu stärken und besser in die offizielle Gesundheitsversorgung einzubinden.

Prävention im Alltag

Privat lebt Barth mit seiner Familie im Landkreis Karlsruhe. Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit sind für ihn keine Pflichten, sondern Teil eines ausgewogenen Lebens.
Er bezeichnet sich selbst als „pflanzenorientierten Flexitarier“ und setzt auf regelmäßiges Krafttraining und Progressive Muskelrelaxation. Für ihn ist Prävention ein fortlaufender Prozess – nicht perfekt, aber bewusst.

Ein Satz für Berlin

Wie alle Gäste des PreventurePod durfte auch Dr. Barth am Ende eine Botschaft für die Plakatwand am Alexanderplatz formulieren. Seine Antwort:

„An apple a day is not enough – Ein Apfel am Tag reicht nicht aus.“

Damit bringt er auf den Punkt, worum es ihm geht: Gesundheit braucht mehr als gute Vorsätze. Sie braucht Haltung, Wissen – und Mut zur Veränderung.

Fazit

Die Folge mit Dr. Stephan Barth zeigt, dass Prävention weit über Bewegung und Ernährung hinausgeht. Es geht um ein neues Denken – über Gesundheit, Kommunikation und Verantwortung.
Nur wenn Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam handeln, kann Prävention das werden, was sie sein sollte: eine Bewegung.

Jetzt reinhören in die aktuelle Folge des PreventurePod.
Mehr Infos unter www.preventure-event.de und www.cyberhealth.de.

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