Du bist es wert, gesund alt zu werden – Prof. Dr. Mathias Bellinghausen im Gespräch beim PreventurePod

Du bist es wert, gesund alt zu werden – Prof. Dr. Mathias Bellinghausen im Gespräch beim PreventurePod

Zwischen Hochschule, Ehrenamt und Familie

Mathias Bellinghausen trägt – wie er selbst sagt – „zwei Hüte“. Zum einen ist er Professor und Prodekan an der Hochschule für Angewandtes Management, zum anderen Vorstand eines großen gemeinnützigen Netzwerks, das sich der Kinder- und Jugendgesundheit widmet.
Privat ist der zweifache Vater bodenständig, aktiv und überzeugt: Bewegung beginnt im Alltag. Mit seinen Töchtern verbringt er so viel Zeit wie möglich draußen – beim Radfahren, Tennis oder auf dem Spielplatz. Prävention lebt er vor.

Bewegung statt Sport – und warum Wettbewerb oft im Weg steht

Bellinghausen unterscheidet bewusst zwischen Sport und Bewegung. Denn während Sport häufig mit Leistung und Wettbewerb verbunden wird, geht es ihm um etwas anderes: Freude an Bewegung – ohne Druck, ohne Vergleich.
Viele Kinder verlören diese Freude, sobald es um Noten, Zeiten oder Pokale gehe. Prävention müsse hier ansetzen: in Kitas, Schulen und Familien, wo Gesundheit mit Spaß, Selbstwirksamkeit und spielerischer Bewegung verknüpft wird.

Positive Prävention statt Zeigefingerpädagogik

Ein zentraler Punkt des Gesprächs: Wir müssen aufhören, Prävention über Verzicht, Verbot oder Angst zu definieren.
Bellinghausen nennt das „positive Prävention“ – Menschen für etwas zu begeistern, statt sie vom Gegenteil abzuschrecken. Es gehe nicht darum, „weg von etwas Schlechtem“ zu laufen, sondern „hin zu etwas Gutem“.
Gesundheit soll kein Verzicht sein, sondern eine Bereicherung. Oder, wie er es formuliert: „Wenn Prävention funktioniert, passiert nichts – und genau das ist das Problem.“ Wir merken Gesundheit erst, wenn sie fehlt.

Selbstwirksamkeit als Schlüssel

Besonders eindrücklich beschreibt Bellinghausen, warum viele Menschen erst dann handeln, wenn „der Schuss vor den Bug kommt“. Krankheiten führen oft zu einem plötzlichen Perspektivwechsel – und genau diesen Moment wolle Prävention eigentlich verhindern.
Sein Ziel: Menschen befähigen, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen, weil sie sich selbst etwas wert sind. Kinder, die Freude an Bewegung und Ernährung erleben, wachsen mit einem natürlichen Gesundheitsbewusstsein auf. Erwachsene müssen diesen Zugang oft erst wiederfinden.

Kommunale Prävention – wo Gesundheit gelebt wird

Ein weiteres zentrales Thema der Folge ist die Rolle der Kommunen. Für Bellinghausen sind Städte und Gemeinden die wichtigsten Orte der Gesundheitsförderung. Hier treffen Kitas, Schulen, Betriebe und Vereine zusammen – und genau hier könne man die größte Wirkung entfalten.
Doch dafür brauche es mehr Handlungsspielraum und weniger Bürokratie. „Wir kommen mit einem Federhandschuh zur Schießerei“, sagt er über die aktuelle Finanzierungslage. Prävention brauche Mut, Ressourcen und die Bereitschaft, interdisziplinär zu arbeiten.

Kulturwandel in Bewegung

Bellinghausen fordert eine neue Gesundheitskultur – in der Bewegung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge selbstverständlich sind. Nicht als Zusatz, sondern als Teil des Alltags.
Er plädiert dafür, Gesundheit „in alle Lebensbereiche zu denken“ – vom Kita-Raum über den Arbeitsplatz bis in die Kommunalpolitik. Gesundheit dürfe keine Insel im Stundenplan bleiben, sondern müsse das Fundament sein, auf dem Lernen, Arbeiten und Leben aufbauen.

Die Petersberger Präventionsgespräche

Ein Höhepunkt der Folge: der Blick auf die von Bellinghausen ins Leben gerufenen Petersberger Präventionsgespräche – ein jährliches Forum für Akteur:innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis.
Hier wird diskutiert, gestritten und gestaltet – immer mit dem Ziel, Prävention sichtbarer und greifbarer zu machen.
In diesem Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto „Lösungen machen gemeinsam“. Nach Themen wie Gesundheitskommunikation oder Digitalisierung geht es diesmal um konkrete Umsetzung: Wie kommen Ideen ins Handeln, wie schaffen wir Synergien zwischen Systemen, und wie lässt sich Prävention nachhaltig gestalten?

Haltung zeigen: „Du bist es wert, gesund alt zu werden“

Am Ende der Folge stellt Oliver Neumann die klassische Frage: Was würdest du auf eine Plakatwand am Alexanderplatz schreiben?
Mathias Bellinghaus antwortet:

„Du bist es wert, gesund alt zu werden.“

Ein Satz, der bleibt – und der die Haltung auf den Punkt bringt, die Prävention braucht: Wertschätzung, Selbstfürsorge und Sinn.

Fazit

Die Folge mit Prof. Dr. Mathias Bellinghausen zeigt, dass Prävention mehr ist als Bewegung und Ernährung. Es geht um Kultur, Kommunikation und Eigenverantwortung – in der Familie, in Schulen, in Kommunen und im gesamten System.
Wenn Prävention selbstverständlich wird, gewinnt nicht nur der Einzelne, sondern die Gesellschaft.

Jetzt reinhören in die aktuelle Folge des PreventurePod.
Mehr Infos unter www.preventure-event.de und www.cyberhealth.de.

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